Mittwoch, 5. Juni 2013

Reinkarnation des Seeler - mit einer Priese Orient

Uwe Seeler, seiner Zeit einer der besten Stürmer der Welt. Heute kann man ihn als den Uli Hoeneß des HSV bezeichnen, denn wann immer etwas nicht passt in der Fußballwelt des hohen Nordens meldet sich die Clublegende höchstpersönlich zu Wort.

In geraumer Zeit wird die Bundesliga vermutlich wieder einen echten Seeler in ihre Reihen schließen können, jedoch wird der Name „Seeler“ nicht die Rückseite des Trikots jenes jungen Mannes schmücken und auch wird es sich um keinen klassischen Stürmer handeln.
Levin Öztunali lautet der Name, der Enkels eines berüchtigten Stürmerstars. Er ist Sohn von Seelers Tochter Frauke und ihrem Mann  Mete Öztunali.
Der orientalische Name kommt von seinem Vater Mete, der türkische Wurzeln hat. Bekanntlich tun sich Deutsche ja schwer bei der Aussprache südländischer Familiennamen, sobald es sich aber um einen berühmten Fußballer handelt liegt die korrekte Aussprache meist schnell in aller Menschen Munde.

Der Enkel des 76 jährigen Ex-Stürmerstars erregt Anfang des Jahres großen Wirbel in den Medien durch seinen überraschenden Wechsel zu Bayer Leverkusen. Der HSV, welcher fest mit dem Verbleib des Talents rechnete, bot dem Jungen ein 3 Jahresvertrag mit einem Gehalt von einer halben Millionen Euro an. Die Hamburger planten Öztunali und seinen Mitspieler Jonathan Tah, 17 jähriger Innenverteidiger im U19 Kader, als ein symbolisches Aushängeschild einer neuen Nachwuchsoffensive zu nutzen. Es wurde den beiden zugesichert ab Sommer bei den Profis mitzutrainieren.

Öztunali entschied sich für die Werkself nach eigenen Aussagen, weil er ein gutes Gefühl habe seinen ersten Schritte ins Profigeschäft über Leverkusen anzutreten, da dort bereits viele gute Fußballer ihre Karriere starteten. Der Verein mit dem Rückgrat des Pharmagiganten Bayer lockte aber anscheinend auch mit einem netten Einstiegsvertrag: 1,7 Millionen Euro für die ersten 5 Jahre, ein „gutes Sümm’chen“ ! Jedoch denke ich, dass wenn man dies aus wirtschaftlicher Weise betrachtet vollkommen in Ordnung geht, da keine Ablösesumme gezahlt werden musste. Sein Vater Mete, der bereits in Hamburg als Scout tätig war, wird seinen Sohn nach NRW folgen und ebenfalls einen Arbeitsvertrag bei Leverkusen unterschreiben.

In Hamburg donnert es gewaltig seitdem der Wechsel offiziell ist. Manager Arnesen unterstellt dem Jungstar er habe sich fürs Geld entschieden. Der Großvater Uwe ist schwer enttäuscht von seinem geliebten Nordclub und lehnt das Amt des Ehrenpräsident des Vereins ohne jegliche Begründung ab. Seeler behauptet die Bemühungen seinen Enkel zu halten seien nicht ausreichend gewesen. Allerdings muss man dazu sagen, dass dies eine Bärenaufgabe für das Management war, denn außer Leverkusen meldeten auch englische Topclubs und auch der FC Bayern öffentliches Interesse. Das verbleibende halbe Jahr in Hamburg verbringt Levin jetzt auf dem Abstellgleis der Hansestadt, er wurde von der U19 zurück in die U17 deklassiert und sitzt dort oft nur vergeblich auf der Bank. Die Begründung des Vereins lautet: Man wolle sich auf die Talente des Vereins fokussieren, welche ihre Zukunft in Hamburg sehen. Ich finde an dieser Stelle kann man den Kopf schütteln und sich ärgern, aus sozialer Sichtweise handelt der Verein unkollegial und ausgrenzend, aber aus Eigeninteressen nachvollziehbar und verständlich!

Als Mensch wurde Levin als ein netter, bescheidener Junge beschrieben, auf dem Feld ist er aber nicht so zurückhaltend. Er gilt als Strippenzieher im Offensivspiel, ein typischer moderner Mittelfeldspieler, wie sie heute gefragt sind. Der Deutsch-Türke gibt sich variabel, zentral offensiv oder zentral defensiv, er kann beides. Ein Allrounder halt mit dem gewissen Überblick und der geforderten Geschwindigkeit im modernen Fußball.
Als Jugendnationalspieler kommt er bereits auf 17 Länderspiele, Tendenz steigend.

Der türkische Name und die Spielweise sorgen dafür, wenn es Levin Öztunali schafft groß raus zu kommen und mal im Kader der A-Nationalmannschaft steht, dass man ihn wohl in einem Atemzug mit Spielern wie Ilkay Gündogan und Mesut Özil nennen kann.
Die Talentförderung und der Erfolg im Profikader von Eigengewächsen ist in Hamburg in den letzten Jahren auf der Strecke geblieben, Skepsis ist berechtigt. Der Schritt nach Leverkusen für den „rising Star“, ich denke genau das Richtige.
Als Enkel Seelers sind die Fußstapfen riesig. Man sollte dem jungen Zeit geben und die Ansprüche schrauben, obwohl der Medienhype bereits groß war wird man hier vermutlich keinen Steilstarter der kommenden Saison in der Werkself zu sehen kriegen.


Von zwei Dingen bin ich zumindest überzeugt: Den Namen „Levin Öztunali, der Enkel des Stürmerstars Uwe Seeler“ werden wir in geraumer Zukunft von so manch einem Sportmoderator eines PAY-TV Senders wohl noch mit Begeisterung ausgesprochen  hören, jedoch glaube ich nicht, dass der Junge eines Tages wie sein Opa mal seinen Fuß in überdimensionaler Größe vor dem Stadion des HSV bewundern darf.

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