Uwe Seeler, seiner Zeit einer der besten Stürmer der Welt.
Heute kann man ihn als den Uli Hoeneß des HSV bezeichnen, denn wann immer etwas
nicht passt in der Fußballwelt des hohen Nordens meldet sich die Clublegende
höchstpersönlich zu Wort.
In geraumer Zeit wird die Bundesliga vermutlich wieder einen
echten Seeler in ihre Reihen schließen können, jedoch wird der Name „Seeler“
nicht die Rückseite des Trikots jenes jungen Mannes schmücken und auch wird es sich
um keinen klassischen Stürmer handeln.
Levin Öztunali lautet der Name, der Enkels eines
berüchtigten Stürmerstars. Er ist Sohn von Seelers Tochter Frauke und ihrem
Mann Mete Öztunali.
Der orientalische Name kommt von seinem Vater Mete, der
türkische Wurzeln hat. Bekanntlich tun sich Deutsche ja schwer bei der
Aussprache südländischer Familiennamen, sobald es sich aber um einen berühmten
Fußballer handelt liegt die korrekte Aussprache meist schnell in aller Menschen
Munde.
Der Enkel des 76 jährigen Ex-Stürmerstars erregt Anfang des Jahres großen Wirbel in den Medien durch seinen überraschenden Wechsel
zu Bayer Leverkusen. Der HSV, welcher fest mit dem Verbleib des Talents
rechnete, bot dem Jungen ein 3 Jahresvertrag mit einem Gehalt von einer halben
Millionen Euro an. Die Hamburger planten Öztunali und seinen Mitspieler
Jonathan Tah, 17 jähriger Innenverteidiger im U19 Kader, als ein symbolisches
Aushängeschild einer neuen Nachwuchsoffensive zu nutzen. Es wurde den beiden
zugesichert ab Sommer bei den Profis mitzutrainieren.
Öztunali entschied sich für die Werkself nach eigenen
Aussagen, weil er ein gutes Gefühl habe seinen ersten Schritte ins
Profigeschäft über Leverkusen anzutreten, da dort bereits viele gute Fußballer
ihre Karriere starteten. Der Verein mit dem Rückgrat des Pharmagiganten Bayer
lockte aber anscheinend auch mit einem netten Einstiegsvertrag: 1,7 Millionen
Euro für die ersten 5 Jahre, ein „gutes Sümm’chen“ ! Jedoch denke ich, dass
wenn man dies aus wirtschaftlicher Weise betrachtet vollkommen in Ordnung geht,
da keine Ablösesumme gezahlt werden musste. Sein Vater Mete, der bereits in
Hamburg als Scout tätig war, wird seinen Sohn nach NRW folgen und ebenfalls
einen Arbeitsvertrag bei Leverkusen unterschreiben.
In Hamburg donnert es gewaltig seitdem der Wechsel offiziell
ist. Manager Arnesen unterstellt dem Jungstar er habe sich fürs Geld
entschieden. Der Großvater Uwe ist schwer enttäuscht von seinem geliebten
Nordclub und lehnt das Amt des Ehrenpräsident des Vereins ohne jegliche Begründung
ab. Seeler behauptet die Bemühungen seinen Enkel zu halten seien nicht
ausreichend gewesen. Allerdings muss man dazu sagen, dass dies eine
Bärenaufgabe für das Management war, denn außer Leverkusen meldeten auch
englische Topclubs und auch der FC Bayern öffentliches Interesse. Das
verbleibende halbe Jahr in Hamburg verbringt Levin jetzt auf dem Abstellgleis
der Hansestadt, er wurde von der U19 zurück in die U17 deklassiert und sitzt
dort oft nur vergeblich auf der Bank. Die Begründung des Vereins lautet: Man
wolle sich auf die Talente des Vereins fokussieren, welche ihre Zukunft in
Hamburg sehen. Ich finde an dieser Stelle kann man den Kopf schütteln und sich
ärgern, aus sozialer Sichtweise handelt der Verein unkollegial und ausgrenzend,
aber aus Eigeninteressen nachvollziehbar und verständlich!
Als Mensch wurde Levin als ein netter, bescheidener Junge
beschrieben, auf dem Feld ist er aber nicht so zurückhaltend. Er gilt als
Strippenzieher im Offensivspiel, ein typischer moderner Mittelfeldspieler, wie
sie heute gefragt sind. Der Deutsch-Türke gibt sich variabel, zentral offensiv
oder zentral defensiv, er kann beides. Ein Allrounder halt mit dem gewissen
Überblick und der geforderten Geschwindigkeit im modernen Fußball.
Als Jugendnationalspieler kommt er bereits auf 17
Länderspiele, Tendenz steigend.
Der türkische Name und die Spielweise sorgen dafür, wenn es
Levin Öztunali schafft groß raus zu kommen und mal im Kader der
A-Nationalmannschaft steht, dass man ihn wohl in einem Atemzug mit Spielern wie
Ilkay Gündogan und Mesut Özil nennen kann.
Die Talentförderung und der Erfolg im Profikader von
Eigengewächsen ist in Hamburg in den letzten Jahren auf der Strecke geblieben,
Skepsis ist berechtigt. Der Schritt nach Leverkusen für den „rising Star“, ich
denke genau das Richtige.
Als Enkel Seelers sind die Fußstapfen riesig. Man sollte dem
jungen Zeit geben und die Ansprüche schrauben, obwohl der Medienhype bereits
groß war wird man hier vermutlich keinen Steilstarter der kommenden Saison in
der Werkself zu sehen kriegen.
Von zwei Dingen bin ich zumindest überzeugt: Den Namen
„Levin Öztunali, der Enkel des Stürmerstars Uwe Seeler“ werden wir in geraumer
Zukunft von so manch einem Sportmoderator eines PAY-TV Senders wohl noch mit
Begeisterung ausgesprochen hören, jedoch
glaube ich nicht, dass der Junge eines Tages wie sein Opa mal seinen Fuß in
überdimensionaler Größe vor dem Stadion des HSV bewundern darf.
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